Emotionale Mitarbeiterbindung wirkt als Schutzimpfung gegen Fluktuation.
Nur ein geringer Teil der deutschen Arbeitnehmer weist eine hohe emotionale Bindung an den Arbeitgeber auf: Lediglich 16% der Beschäftigten sind bereit, sich freiwillig für die Ziele ihrer Firma einzusetzen. 67% leisten Dienst nach Vorschrift und 17% sind emotional ungebunden und haben innerlich bereits gekündigt.
Für Unternehmen hat dies weitreichende Folgen: Denn wer nicht emotional an seinen Arbeitgeber gebunden ist, neigt eher zu einem Arbeitgeberwechsel. In Zeiten des Fachkräftemangels wirkt die emotionale Mitarbeiterbindung somit als Schutzimpfung gegen ungewollte Fluktuation. Zu diesen Ergebnissen kommt das Beratungsunternehmen Gallup in seinem Engagement Index 2013.
Immerhin: Der Anteil der inneren Kündigungen ist im Vergleich zum Vorjahr von 24 Prozent auf 17 Prozent geschrumpft.„Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und des demographischen Wandels scheint sich in vielen Unternehmen die Erkenntnis durchgesetzt zu haben, dass die Qualität der Führung und die Unternehmenskultur entscheidend sind, um die Mitarbeiter zu binden“, erklärt Marco Nink, Senior Practice Consultant bei Gallup, die Trendwende.
Denn die Ursachen für geringe emotionale Mitarbeiterbindung lassen sich in der Regel auf Defizite in der Personalführung zurückführen.
Viele Arbeitnehmer steigen hoch motiviert in ein Unternehmen ein, werden dann aber zunehmend desillusioniert, verabschieden sich irgendwann ganz aus dem Unternehmen und kündigen innerlich. Die Hauptrolle in diesem Prozess spielt fast immer der direkte Vorgesetzte. „Unsere aktuellen Daten deuten darauf hin, dass sich das Führungsverhalten und damit auch die Qualität des Arbeitsumfeldes verbessert haben. Die Arbeitnehmer fühlen sich mehr als Teil eines größeren Ganzen“, so Marco Nink. Sie können ihre Talente besser einsetzen und wissen deutlich eher, was von ihnen erwartet wird. Die Führungskräfte binden sie häufiger in Entscheidungen ein und geben ihnen das Gefühl, einen wichtigen Beitrag zum Unternehmenserfolg zu leisten. Trotz dieser positiven Tendenzen sind aber nach wie vor acht von zehn Mitarbeiter nicht mit Herz, Hand und Verstand bei der Arbeit – kurz: Sie sind nicht hoch emotional an ihren Arbeitgeber gebunden. Marco Nink: „Es läuft am Arbeitsplatz vieles besser, aber längst noch nicht alles perfekt. Mitarbeiter werden zwar weniger demotiviert, aber durch Führungsverhalten noch lange nicht zu Höchstleistung angespornt.“
Emotional ungebundene Mitarbeiter wechseln eher den Arbeitgeber
Die emotionale Bindung hat direkte Auswirkungen auf die Verweildauer in einem Unternehmen. Denn: Emotional ungebundene Mitarbeiter neigen eher zum Arbeitgeberwechsel. 93% der emotional hoch gebundenen Mitarbeiter, aber nur 45% derjenigen ohne emotionale Bindung, planen in einem Jahr noch bei ihrer derzeitigen Firma tätig zu sein. Mit Blick auf die nächsten drei Jahre wollen 80%t der emotionaln Hochgebundenen ihrem aktuellen Arbeitgeber treu bleiben, bei den inneren Kündigern planen dies nur noch 34%. Generell wollen von den emotional ungebundenen Mitarbeitern nur 21% bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber Karriere machen. Bei denjenigen mit hoher emotionaler Bindung sind es 65%.